BOA VIDA YOGA

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#2 - Ab jetzt in Trippelschritten vorwärts

Sich einzugestehen, dass man gescheitert ist, ist schwer. Die Erkenntnis, dass dem so ist, dagegen relativ leicht. Aber dann platzt die Bombe. Der Körper beginnt zu streiken und setzt sich zur Wehr. Seit jeher ging es in meinem Leben, wie bei uns allen, darum, zu funktionieren. Ich habe immer gut funktioniert. War es gewohnt mich hinten anzustellen. Es ging mir nie schlecht dabei, aber jetzt, wo die Erkenntnis vor mir ausgebreitet wie ein Teppich liegt, stolpere ich über die Hinweise, die mein Körper mir gesendet, ich aber höflich ignoriert habe. Burn-Out, da muss es einem psychisch doch schon wahnsinnig schlecht gehen. Noch immer hadere ich, ob es das nun wirklich ist. Oder nicht einfach nur das erste Stopp-Schild an der Kreuzung. Aber umso mehr ich in mich hinein höre, umso weniger ist es notwendig, es zu verniedlichen. Man will ja auch nicht seine Umgebung mithineinziehen. Meine Karre ziehe ich selbst aus dem Dreck. Der erste Schritt ist, sich das Ganze zu visualisieren. Zu reflektieren und die Reißleine zu ziehen. Ich habe die letzten Wochen Platz für die Jobs gemacht und meine Bedürfnisse auf ein Minimum Richtung Null zurück geschraubt. Funktionieren, funktionieren, funktionieren. Es wird auch wieder eine ruhiger Phase kommen. Ist halt grad so. Das „grad halt so“ waren de facto die letzten Monate.

Der Crash kam nicht über die Hinter-, nein über die Vordertür. Das ich mich an die Grenzen des Tragbaren begebe, war mir klar. Aber ich bin es gewohnt, diese Phase durchzustehen, zu durchtauchen und dann aufzutauchen. Nur im Moment habe ich das Gefühl, nicht über die Oberfläche hinaus zu kommen. Sie nicht durchbrechen zu können. Ich konnte das Ventil, um alles rauszulassen noch nicht öffnen. Es gibt tagsüber immer wieder Momente, wo es so weit sein hätte könne. Wo die Tränen den Kloß im Hals bildeten, die Stimme ins Stocken geriet und meine

Augen sich mit Tränen füllten. Aber der Damm brach einfach nicht. Ich befand mich noch in der Verarbeitungsphase. Konnte das was war, was kommen würde und das dazwischen noch nicht einordnen. Der erste Schritt war das Eingeständnis, dass die selbstgewählte Konstellation des Arbeitspensums nicht die Schlauste war und die Fahrt an die Wand kommen musste. Ich hätte auch nichts anders machen können. Jobs abgeben? Dazu arbeite ich zu gerne. Es ist Lebensinhalt, war es stets. Nur hat es in den letzten Wochen wie eine Krake komplett mein Leben übernommen. Funktionieren, funktionieren, funktionieren. Und dass möchte ich nun nicht mehr. Nicht mit sofortiger Wirkung, ich muss mich ja auch erst Mal darauf einstellen. So heftig war das knock-out dann doch nicht. Oder? Meine eigene innere Stärke hinderte mich daran, einfach zusammen zu fallen, wie ein Kartenhaus, los zu heulen und die Welt zu verdammen. Ich bin das nicht. Ich kann das nicht.

Die Reaktion lieber Menschen, die mich zum Glück umgeben und begleiten, war unglaublich. Jeder spendete mir gute Worte und die Möglichkeit, darüber zu reden an. Aber ich konnte das (noch) nicht. Weil mir der Arbeitstitel dafür fehlte, weil ich ja selbst nicht wusste, wie schlimm es ist. Mir ging es doch eigentlich ganz gut, jetzt wo die Katze aus dem Sack und der Job gekündigt war. Das war die erste wichtige Reißleine. Ab jetzt in Trippelschritten vorwärts in dass, was vor mir liegt. Und ich glaube, das ist ein bunter Strauß an Abenteuern, Geschichten und Momenten.

Alles wird gut. Weil ich es weiß und will. Danke, setzen, verschnaufen, durchatmen, weitermachen. Ist halt doch alles im allem kein Ponyhof.