BOA VIDA YOGA

View Original

#8 - Das ging ja schnell

Eine (vegane) Zwischenbilanz – 200 Tage vegane Ernährung sind rum und ich um heiße fünf Kilo leichter. Ohne Anstrengung. Obwohl in manchen Unterhaltungen der Eindruck bei mir entsteht, dass Nicht-Veganer diesen Ernährungsstil als anstrengend empfinden. Was kann ich also nach 200 Tagen nun berichten? Fakt ist, dass ich eine gute Ausgangsbasis hatte: 17 Jahre vegetarisch.

Welches Fazit kann ich ziehen? Hm, wo soll ich anfangen … Der Umstieg fiel mir also relativ leicht. Dennoch ist es so, dass man vor Herausforderungen steht. Man liefert sich aus, wenn man auswärts ißt bzw. nicht selbst kocht. Und wenn einem die zuckersüße zweijährige Nichte beim Frühstück aufträgt, vom Sonnentor Betthupferl-Tee zu trinken, dann macht man das. Der Löffel Honig, den man davor reingemacht hat, fällt einem erst ein, wenn der Tee im Mund ist…

EINKAUFEN – Die bewusste Entscheidung, mich vegan zu ernähren, hat eigentlich primär auf mein Einkaufsverhalten Auswirkungen gehabt. Ich pilgere für meinen Wocheneinkauf zu Veganz, Denn’s, Maran vegan, DM, Billa und Hofer. Aber auch ab und an auf den Wochenmarkt. Ein Glück, dass ich in Wien lebe, wo diese Vielfalt vorhanden ist. Ich stelle aber fest, dass das Angebot an veganen Produkten im “Mainstream”-Handel laufend zunimmt und ich dort eine gute Auswahl an veganen Lebensmitteln abseits von Obst und Gemüse finde. Allerdings sei empfohlen, in den Supermärkten die Produkte zu sichten und auf die Inhaltsstoffe zu überprüfen. Weil es kann dann schon sein, dass sich tierische Produkte darin verstecken. Ich war überrascht, dass in Iglo Kartoffelkroketten nebst Kartoffeln noch Magermilchpulver versteckt ist. Oder auch im Premium Nussmüsli vom Hofer. Aber anscheinend gibt es Lebensmittel, die ohne diese Stoffe nicht auskommen bzw. die man mit pflanzlichen nicht ersetzen kann.

Mein Fazit: Sich vegan zu ernähren kostet meines Erachtens nach ein paar Euros im Monat mehr, weil vegane Produkte nach wie vor in einem eher gehobenen Preissegment sind und Obst wie Gemüse in Biomärkten teurer ist, als bei Billa, Hofer und Co. Es zahlt sich also aus, in den veganen Lebensmittelläden seine Konsumentendaten zu hinterlassen und eine Kundenkarte zu nehmen. Auch wenn man dann als Konsument sich selbst transparent macht und die Konzerne mit Daten beliefert. Bei Maran vegan gibt es dafür einige Prozente Nachlass beim Einkauf, bei Denn’s sammelt man fleißig Punkte und bekommt einen Jahresbonus. Bei Veganz kann man Mitglied werden – das habe ich aber ausgelassen. Die Vorteile haben sich mir nicht erschlossen.

AUSWÄRTS ESSEN – Mit Freunden Essen zu gehen, empfinde ich als die größte Herausforderung, weil die Auswahl des Lokals passen muss, damit auch ich auf der Speisekarte etwas finde. Aber zum Glück gibt es gerade im urbanen Raum ausreichend gute Restaurants und Lokale, die die vegane Bevölkerung als Kunden wahrgenommen haben und ein entsprechendes Angebot bieten. Viele andere Lokale haben die Bereitschaft, Veggie-Gerichte zu modellieren, damit sie dann vegan sind. Allerdings habe ich das Gefühl, dass ich schon ein paar Mal gelinkt wurde und mir Vegetarisches als Veganes aufgetischt wurde. Leider. Wichtig ist es, dazu zu sagen, wenn man Honig ausgeschlossen hat – dieser ist oftmals in Salat-Dressings und Dips zu finden. Das bedenken die Kellner oft nicht. Daher lieber Tacheless reden. Am Ende ist der Kunde König und in Zeiten sozialer Medien kann sich das ja auch positiv für das Lokal auswirken, wenn es eine gute Kritik erhält. Und, es ist ja auch eine Art von Empfehlungs-Marketing, welches ja zunehmend wichtiger wird. Wo es meiner Meinung noch hakt, ist bei den Frühstücksbuffets in Hotels. Hier muss ich leider das Hotel Daniel in Graz hervorheben, da ich hier die letzten eineinhalb Jahre Stammgast war. Der Veganer ist im Frühstücksbuffet nicht berücksichtigt. Eine dezente Anfrage von mir per Email wurde unbeantwortet gelassen. Leider.

Mein Fazit: Lokale vorab recherchieren und bei der Bestellung nachfragen und hinweisen. Es findet sich immer ein Mittelweg, der für beide Seiten passt.

WOHLBEFINDEN – Die ersten zwei, drei Wochen waren unterschiedlich. Zu Beginn – ich würde sagen die Zeit zwischen 31. Dezember 2014 und Mitte/Ende Januar 2015 – war es gemischt. Gesundheitliches 1A-Wohlbefinden mit körperlichen Downs dazwischen: Müdigkeit, Schlappheit, Kopfschmerzen. Ich weiß noch, wie ich Anfang/Mitte Februar einer Freundin über What’s App geschrieben habe, “heute fühle ich mich zum ersten Mal leichter”. Nicht auf das Körpergewicht bezogen, sondern auf meinen allgemeinen Zustand. Also physisch wie psychisch. Ich bin der Meinung, dass Ernährung auch auf den Geist einwirkt – sich also körperliches Wohlbefinden auf das Mindset auswirkt. Wenn manchmal die Nachtruhe nur vier oder fünf Stunden dauert, halte ich das besser aus. Auch verkatert sein fällt bzw. ist leichter. Und der Energie-Level ist – abgesehen von schönen Einflüssen wie Verliebtsein – immer irgendwie gleich hoch.

Mein Fazit: Vegane Ernährung wirkt. Vegane Ernährung lohnt sich. Vegane Ernährung stärkt.

So kann (veganes) Frühstück!

DISKUSSIONEN – Und, wie ernährst Du Dich jetzt? Das ist wohl die häufigste Frage. Auf die ich eigentlich immer antworte – so wie früher, weil ich ja schon sehr lange vegetarisch gelebt und Milchprodukte schon früh mit Lebensmittel aus Soja, Hafer, Dinkel oder Mandeln ersetzt habe. Aber klar, dass immer wieder Fragen auftauchen, warum ich das mache und wie das überhaupt möglich ist. Wie man das aushält und was man alles ändern muss. Aber eigentlich benötigt es – wie bei allem im Leben – Stärke, Willen, Durchhaltevermögen und einen realistischen Zugang. Und, ganz ehrlich, wenn jemand spürt, dass er fitter ist und sich besser fühlt, dann bleibt man dabei. Warum soll man was ändern, was einem gut tut?

Mein Fazit: Offen sprechen und nicht gleich in eine Abwehrhaltung gehen. Man muss niemanden überzeugen. Man kann lediglich motivieren, es selbst auszuprobieren. Aber ansonsten lasse ich jeden sein und sagen was er möchte. Ich habe mich für einen veganen Ernährungsstil entschieden und sollte mich nicht dafür rechtfertigen müssen. Auch verstehe ich mich nicht als Moralapostel.

Nun bin ich gespannt, was ich nach 365 Tagen vegan schreiben werden. Bis dahin, guten Hunger und ausprobieren!