#9 - Nicht gesucht, aber gefunden
Nachdem ich zu Jahresbeginn mir vorgenommen habe, 2015 ein paar Abenteuer anzupacken, habe ich im Juni einen Urlaub gebucht. Alleine. Dafür habe ich mich ein bisschen im Internet umgesehen und wurde auf derstandard.at fündig: Folegandros. Es war so wunderbar beschrieben, dass ich die Insel als meine Urlaubsdestination ausgewählt habe. Und nun bin ich schon wieder zurück…
KALIMÉRA!
Folegandros ist eine kleine Kykladeninsel auf der es rund 700 (permanente) Einwohner gibt. Die Insel ist äußerst felsig und schroff. Chora bildet den Hauptort: Enge verschlungene Gassen, freundliche Menschen und eine gute Auswahl an Restaurants. Es gibt sonst nicht viel. Aber das was es gibt reicht. Eine Schule habe ich entdeckt und eine Tankstelle – der aktuelle Spritpreis für Benzin 95 ROZ liegt bei stolzen 1,60 Euro, Diesel bei 1,30. Erst am zweiten Tag meiner Ankunft habe ich ein Fahrrad gesehen – die Dichte an (kleinen) Autos, Mopeds und Quads ist größer. Liegt wohl auch daran, dass die Wege steil und teils nicht asphaltiert sind. Es lässt sich hier gut zur Ruhe kommen. Vor allem aufgrund der Überschaubarkeit an Möglichkeiten. Dass macht die Insel zu einem geeigneten Ort für einen Urlaub ohne Gesellschaft.
Am ersten Tag begab ich mich in der Stille von Chora – es war bereits knapp vor 9 Uhr – rauf zur Kirche (Castro). Ein atemberaubender Blick, eine kurze Unterhaltung mit zwei Ziegen und die Erkenntnis, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Nach einem kurzen Rundgang in der “Stadt” buchte ich noch schnell für den nächsten Tag eine Bootstour ehe es mich mittags an den Strand verschlug. Eine abenteuerliche Busfahrt: 10 % Gefälle und der Bus naja. Wenn es nach Oldtimer noch eine Steigerung gibt, dann war er das. Ich schlich von Agali rechts über die Hügel entlang der Küste und richtete es mir zum Baden und Seele baumeln lassen auf einem kleinen Kiesstrand ein, den wir uns zu gesamt 30igst teilten. Der Abend klang entspannt auf meinem großzügigen Balkon und mit einem Spaziergang aus.
AUSSER DIR IM JETZT UND HIER UND DEM TAG AM MEER
Samstag (Tag 2) ging es mit dem 10.30-Uhr-Bus nach Karavostassis, wo der Hafen liegt und ich donnerstags spätabends auch mit dem Sea Jet aus Santorin angekommen war. Um kurz nach elf Uhr legte unser Boot ab und wir tuckerten raus auf’s Meer. Aufgrund des Windes erkundeten wir die Südseite von Folegandros und gesamt fünf Strände bzw. Buchten. Ich schwamm und tauchte in kristallklarem Wasser und ärgerte mich, dass ich das Schnorchelset in Wien gelassen, dafür aber Blasentee und Solar-Charger mitgenommen hatte. Auf der Rückfahrt in den Hafen machte ich es mir vorne am Bootsbug gemütlich. Die Füße über die Reling baumelnd. Von Wasser und Sonne gekitzelt genoss ich die Rückfahrt bis in die kleinste Faser. Kurz vor der Einfahrt in den Hafen schwabte eine Ladung Meerwasser über und ich war waschelnass. Und happy.
Den Sonntag ließ ich gemütlich anlaufen und fuhr erst um 14.30 Uhr nach Agali. Dieses Mal wollte ich auf die linke Seite der Küste – an den Frya-Strand. Eine kleine Wanderung musste ich dafür in Kauf nehmen; Birkenstock waren nicht unbedingt die passendste Fußbekleidung, aber ich habe damit den Auf- und Abstieg dennoch bewältigt. Der Strand war etwas breiter als jener von Freitag und man kann bestimmt 50 Meter ins Meer laufen (bei einer Körpergröße von zumindest 178 cm). Und in Frya habe ich meinen Strand gefunden. Ein Platz ganz vorne; dem Rauschen der Wellen nahe. Daher bin ich montags gleich wieder hin. Den Vormittag mit arbeiten, lesen, frühstücken und Nichtstun verplempert setzte ich mich wieder in den 14.30-Uhr-Bus und fuhr abermals nach Agali/Frya. Zurück in meiner Unterkunft machte ich mich für das Abendessen zurecht und ging ins Restaurant “Chic” essen. Es schien mir bei meinen Entdeckungsrundgängen das einzige in Chora zu sein, dass mit dem Begriff vegan was anfangen konnte. Ich aß Falafel, Humus und mit Couscous gefüllte Auberginen. Trank ein Fix Hellas (Bier), las in meinem Buch und war zufrieden mit der Wahl.
Den ersten September begrüßte ich mit einer Wanderung. Mit dem Bus fuhr ich nach Ano Meria, welches knapp vier Kilometer von Chora entfernt im Norden der Insel liegt. Ich stolperte einfach darauf los, bog dann links von der Straße in einen Weg ab, der mir sinnvoll erschien. Wenige hundert Meter später erreichte ich eine wunderschöne kleine Kapelle, die 1967 fertiggestellt wurde. Ich nahm mir vor, auf dem Rückweg zu Sonnenuntergang wieder bei der Kapelle zu verweilen und die Stille zu genießen. Ich marschierte weiter und befand mich nun auf einem Wanderweg, der sich vor mir zufällig ausbreitete. Es war der Weg LV und im Nachhinein glaube ich, dass steht für Ladaviaka, eine kleine Bucht. Es war ein toller Weg. Wenig anspruchsvoll, aber dennoch war Vorsicht geboten: viele Steine, ab und an Felsen und die Verengung des Weges am Rand der Küste. Mit jedem Schritt hörte ich das Meer etwas stärker rauschen – ich war wohl auf dem richtigen Weg. Nach etwa 40 Minuten breitete sich vor mir die Bucht Ladaviaka aus. Ich ließ mich nieder und ging schwimmen. Fünf Stunden später, die Bucht war mittlerweile menschenleer, brach ich auf und machte mich auf den Rückweg, den ich Schritt für Schritt genoss. Am Ende erreichte ich wieder die Kapelle, aß meine restlichen Manner-Schnitten und eine köstliche Birne und wartete auf den Sonnenuntergang. Um 20.30 Uhr ging mein Bus zurück nach Chora, welchen ich hungrig und glücklich bestieg.
Meinen letzten Tag verbrachte ich in Chora und ließ den Strand und das Meer aus. Am Himmel tummelten sich, von der Süd-West-Seite kommend, dunkle Wolken. Mittags ein Rundgang durch die Gassen, Postkarten einwerfen und fotografieren. Den Rest des nachmittags verplempern und einfach faul sein. Ich war müde, Körper und Geist zufrieden. Abends setzte ich mich ins Pounta, trank eine Tasse köstlichen griechischen Kaffee und schaute den Menschen und streunenden Katzen zu. Die Gedanken ließ ich kommen und gehen. Ich hatte mich gut erholt, Kraft getankt und mich treiben lassen. Nun war ich bereit, nach Hause zu fahren.
ALLEINE AUF REISEN – MEINE ERKENNTNISSE
Der Kopf wird richtig frei. Aller Ballast fällt ab.
Entscheidungen sind schnell getroffen, kein ewiges hin und her.
Man ist wesentlich schneller im Entschleunigungsmodus.
Es ist auch mal schön, pro Tag nur 50 Wörter zu sprechen. Wenn überhaupt.
Man ist gefordert, über seinen Schatten zu springen und Leute anzuquatschen. Falls man das von Natur aus nicht macht.
Immer das Schnorchelset einpacken. Nie Zuhause liegen lassen.
Für eine Woche mindestens drei Bücher. Nicht vor Abreise noch schnell eines aus den Rucksack nehmen. Auf die 400 Gramm kommt es dann auch nicht mehr an.
In einem griechischen/türkischen Kaffeekännchen kann man nicht nur Kaffee kochen.
Der Beste Platz im Boot ist am Bug.
Mit der richtigen Playlist (meine auf Spotify) hält man es überall aus.
Folegandros, ich komme wieder!
(Mögliche) Nachteile
Sich den Rücken einzucremen wird zur Herausforderung.