BOA VIDA YOGA

View Original

#17 - Liebe auf den ersten Trip

Ich habe mich verliebt. In ein ganzes Land. Obwohl ich nur einen Bruchteil davon gesehen habe. Aber dieses wohlig-warme Gefühl von Zuhause hat mich bereits beim Ankommen eingelullt und mich nicht mehr losgelassen. Eigentlich wollte ich ja auf eine finnische Schäreninsel. Über die Seite von Good Travel (handverlesene Orte für nachhaltiges Reisen) bin ich in Finnland gelandet. In meinem Kopf hat das alles ganz wunderbar geklappt. Aber dann hab ich mir gedacht, eine Hütte für vier Personen ist für eine Person Verschwendung. Also habe ich umgedacht und bin in Portugal gelandet.

Ich habe mich wohl noch nie so gründlich auf eine Reise vorbereitet, als auf diese sechs Urlaubstage in Portugal. Ich habe fein säuberlich recherchiert, mich eingelesen und mir Notizen in einem kleinen Büchlein gemacht. Im Vorfeld geschaut, wo man in Lissabon vegan essen gehen kann, was man sehen muss und wie man sich von A nach B bewegt. Das hat mir bei der Ankunft bzw. während meines Aufenthalts Zeit gespart. Denn ich war ja im Vorfeld top-informiert. Am Flughafen in Lissabon angekommen ging ich direkt zur U-Bahn – welch’ ein Luxus direkt am Flughafen – und fuhr mit der roten Linie (Vermehla) bis Alameda und stieg dort in die grüne Linie (Verde) um und fuhr bis zum Bahnhof Cais do Sodré. Dort stieg ich in die Linie 3 und war knapp 45 Minuten später in Cascais – meiner ersten Urlaubsdestination. Sich in Portugal fortzubewegen ist wahnsinnig einfach. Man kauft am Fahrscheinautomaten eine Karte (Viva Viagem), lädt ein Guthaben auf und beim Betreten der Ubahn oder des Bahnhofes legt man die Karte auf die Durchgangsschranken. So muss man nicht an die Fahrscheine denken sondern lediglich ab und an Guthaben aufladen. Ich bin viel mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gefahren und habe gesamt wohl 20 Euro gebraucht.

#Gonesurfing
Die ersten Tage verbrachte ich in Cascais im Nice Ways Hostel. Eine gemütliche alte Villa mit unterschiedlichen Zimmern. Die Küche ist geräumig und man kann hier kochen und backen. In den Kühlschränken seine Lebensmittel verstauen. Im Preis inbegriffen ist das Frühstück, welches einfach daher kommt – und leider nicht ganz vegan ist. Aber es gibt Kaffee, Saft und leckeres Brot. Für den Rest habe ich selbst gesorgt, da ich es gewohnt bin, mit meiner eigenen Müslimischung, einer Dose Kokosnussmilch und einem veganen Aufstrich zu reisen. Das Hostel liegt unweit vom Stadtstrand und Zentrum von Cascais. Alles ist gut fußläufig erreichbar. Es macht Spaß durch die engen schmalen Gassen zu laufen und immer wieder Neues zu entdecken.

Zimmer zum Hof: Nice Ways Hostel in Cascais

Abendstimmung am Praia do Guincho (Cascais)

An drei Tagen ging es nach Praia do Guincho zum Surfen. Die Abfahrt erfolgte direkt vom Hostel und auch ein Großteil der Crew wohnt dort. Eine recht illustre Partie. Hashtag Easygoing. Das Surfen ist ein Kraftakt. Aber es macht sehr viel Spaß. Den Neoprenanzug lernt man im Atlantik zu schätzen, auch wenn man sich wie eine Wurst fühlt. Als ich dann am dritten Tag eine Welle erwischt habe, die mich ein paar Meter getragen hat (ich bin gesurft!), kommt das ganze Adrenalin, die Endorphine und wie sie alle heißen raus. Es fließt auch jetzt noch durch meinen Körper und macht mich stolz. Zufrieden, glücklich und leicht geschlaucht habe ich Cascais verlassen und mich für die letzten Tagen auf den Weg nach Lissabon gemacht.

Out with the crew: Nice Ways Hostels & Cascais Surf School

Oh, Lissabon!
Mit knapp 550.000 Einwohnern (2012) ist Lissabon so groß wie zusammen die Wiener Bezirke Leopoldstadt, Favoriten, Ottakring und Floridsdorf. Die Stadt ist gemütlich. Man kann sich gut in ihr verlieren, ohne dabei verloren zu gehen. Es gibt ständig etwas zu entdecken. Überraschungen lauern an jeder Ecke. Ich habe für die letzten beiden Nächte mein Quartier im Oasis Backpackers Hostels bezogen. In einem gemischten 12er Zimmer. Es war das Zimmer unterm Dach mit einem kleinen Balkon, der den Blick auf die Ponte 25 de Abril (Brücke über den Tejo)
 und die Cristo Rei Statue
 freigegeben hat. Nachdem ich mich nur zum Schlafen im Zimmer aufgehalten habe, war es mir egal, es nicht für mich alleine zu haben. Und ich bin ja auch mit einem kleinen Budget gereist.

Die Lage des Hostels ist perfekt für Erkundungstouren. Unweit befinden sich der Stadteil Bairro Alto
, Chiado sowie die Promenade am Rio Tejo. Es gibt ausreichend Restaurants, Lokale, Geschäfte und Plätze in der Nähe. Und auch der Bahnhof Cais do Sodre
 ist innerhalb von 20 Minuten Fußmarsch zu erreichen. Abends kommen viele an den Miradouro de Santa Catarina (Adamastor)
 und lassen den Tag hier gemütlich ausklingen. Musiker sorgen für eine angenehme Beschallung. Das kleine Kiosk am Platz versorgt einem mit Kaltgetränken und Snacks, sofern man sich das nicht selbst mitbringt.

Etwas weiter befindet sich eine weitere Aussichtsmöglichkeit – der Miradouro Sao Predo de Alcantára. Man blickt auf das Castelo de Sao Jorge und den Stadtteil Graca. Von hier kann man auch mit dem Elevador da Gloria das kurze Stück zum Restauradores bewältigen. Eine Fahrt mit dieser Gondel kostet 3,60 Euro (Hin- und Rückfahrt). Unweit des Restauradores im Banana Café (Avenida Liberdade 2) lohnt es sich einzukehren. Halt zu machen bei einem „Bica“ (Kaffee) und einem Glas kaltem Melonensaft. Man sitzt gemütlich unter Bäumen und kann das bunte Treiben beobachten. Der Verkehr rauscht angenehm vorbei. Von hier kann man gut zum Rossio laufen. Von hier fährt auch der Zug nach Sintra, wer einen Tagesausflug machen möchte.

Auf meinen Erkundungstouren durch Lissabon habe ich einige schöne Plätze entdeckt. Hier ein paar Tipps:

Das Gefühl, zurück in Österreich zu sein, bekommt man im „Kaffeehaus“ in der Rua Anchieta Ecke Rua Capelo. Hier werden unter anderem Käsekrainer und Almdudler serviert. Der Besitzer ist Österreicher. Eine nette ruhige Ecke. Vis-á-vis befindet sich ein flotter Burgerladen, wer anderes sucht.

In der Rua Anchieta 11 befindet sich mit dem A vida Portuguesa – Passos em Volta ein wahnsinniger toller Shop, in welchem man unbedingt Halt machen soll. Hier gibt es portugiesische Leckereien, schöne wie feine Sachen. Das Ambiente ist großartig. Wunderbare portugiesische Keramik zu unschlagbaren Preisen gibt es im Ceramicas Na Linha in der Rue Capelo 16. Ich konnte nicht widerstehen und habe zugeschlagen (nicht wortwörtlich gemeint).

Vegan essen lässt es sich gut in der La Bottega Pladinha
 (Italian Street Food nach dem Motto „We do not serve fast food. We serve fresh food as fast as we can.“). Ich habe hier ein hervorragendes Pita mit Hummus und gegrillten Auberginen, Paprika und Tomaten gegessen. Den Gastgarten bilden zwei kleine Tischchen und es fährt die Tram 28E
 vorbei. Die Bottega liegt am Largo do Calhariz vis-a-vis der Rua Marechal Saldanha. Organic Food und Veganes gibt es im Ink Farm Café in der Rua Marechal Saldanha 6. Sonntags hat es geschlossen, sonst aber von 11 bis 22 Uhr auf. Es gibt tägliche Empfehlungen und das Essen ist richtig lecker. Das Café könnte durchaus auch in Wien oder Berlin sein. Lediglich das Fehlen eines Gastgartens kann als Manko gewertet werden. Aber sonst: top! Ähnlich dem Wiener Le Troquet ist das Lokal auf der Hausnummer 129 auf der Rua dom Petro V (den Namen konnte ich leider nicht ausfindig machen). Ein bisschen sehr hip sieht es aus, aber die Stimmung ist gut. Hier wird getrunken und der Feierabend beschlossen. Ein paar Schritte weiter ist ein kleiner Park wo es sich gut im Esplanada Café sitzen und ein Bier trinken lässt.

Wer shoppen möchte kann dies natürlich auch recht gut in Lissabon. Die Rua Augusta
 kann man als Einkaufsstraße bezeichnen. Von hier seitlich gehen kleine Gassen ab, in denen es auch Geschäfte gibt. In Bairro Alto kann ich den Vintage-Laden „Eldorado Store“
 auf der Rua do Norte 25 empfehlen. Beim Spazieren bin ich am FERN
 vorbei gestolpert. Zum Glück hatte der Laden schon zu. Die Handtasche von Loop Bag im Schaufenster hat mich heftig angeflirtet. Wer nicht widerstehen möchte findet den Shop auf der Rua da Rosa 197.

Für den kleinen (veganen) Hunger zwischendurch empfiehlt sich der Biosupermarkt BRIO
 (ähnlich dem Denns mit teilweise Bioprodukten aus Österreich und Deutschland von z. B. Rapunzel und Sonnentor). Ich habe diesen zufällig auf der Travessa do Carmo 1 entdeckt. Hier wird auch frisch gekocht, leider halt nicht ganz vegan.

SAUDADE! PORTUGAL IST DER KNALLER. HINFAHREN! ENTDECKEN! GENIESSEN! VERLIEBEN!

6 Tage, 3 Bücher – gelesen in dieser Reihenfolge
Wir kommen von Ronja von Rönne
Das Buch vom Süden von André Heller
Die Reise des Elefanten von José Saramago

Playlist
 | Link zur Spotify-Playlist
Chromatics – I’m On Fire
Roots Manuva – Witness (1 Hope) im Walworth Rd. Rockers Dub
Imarhan – Imarhan
Mirando al Mar – Jorge Sepúlveda
I Wish – Skee-Lo
Nothing Matters When We’re Dancing – The Magnetic Fields
Turn Turn Turn – Martin Eyerer
Fu-Gee-La – Fugees
Look What You’ve Done – Karin Park
Ryderz – Hudson Mohawke
Deicer – Sex Jams
The Clown ft. Pedestrian – Maribou State
Formaldehyde – Editors
Benga Benga – Ajukaja

Urlaubspost
Postgebühren sind recht üppig in Portugal. Für das Frankieren einer Postkarte benötigt man eine Briefmarke im Wert von 1,20 Euro. Die fertigen Postkarten dann bei den ctt correios z.B. am Praca De Luis De Camoes Ecke Rua da Horta Seca einwerfen.