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#11 - Mein erstes Mal

Wer jetzt glaubt, dass ich hier darüber schreibe, wie ich Liebe, Sex und Zärtlichkeit entdeckt habe, der irrt – oder liest einfach weiter.

Die Viennale und ich haben eines gemeinsam: Wir haben Wien für uns als Stadt 2000 entdeckt. Im Gegensatz zur Viennale kann ich aber dieses Jahr nicht mein 15-jähriges Jubiläum feiern, da mir eineinhalb Jahre in Aachen dazwischen passiert sind. Als Cineastin kann ich mich gewiss nicht schimpfen. Mein Lieblingsfilm ist (und bleibt) “Dirty Dancing”. Und, ich steh dazu. Erwähne das bei jeder Gelegenheit, verschriftliche es hiermit und stelle es ins Netz. „Manta Manta“ bezeichne ich als das Dirty-Dancing der Deutschen. Meine Einstellung zu Filmen und Kino ist sehr nüchtern. Science-Fiction, Horror und Fantasy können mir gestohlen bleiben. Als 1997 „Titanic“ ins Kino kam und alle nach eben dort pilgerten, blieb ich bewusst Zuhause. Viele weitere Blockbuster habe ich somit entweder noch nicht oder erst Jahre später gesehen. Man merkt spätestens jetzt, ins Kino bewege ich mich selten. Die Filmzunft erhält von mir nur wenig monetäre Unterstützung. Zu bequem ist die Couch und ganz ehrlich, ich hab doch nicht meinen Fernseher abgeschafft, um dann fürs Klotzen zu bezahlen! Eine kürzlich geführte Diskussion mit einem sehr eloquenten jungen Mann zu den Themem Film und Kino, hat mich aber zum Nachdenken angeregt. Und wie es der Zufall so will, landete kurz darauf ein Viennale-Flyer in meinen Händen. Ich studierte das Programm und oberflächlich die Filme, machte mir eine Liste jener Filme, die mir vom Genre und Inhalt her zusagten und wartete auf 17. Oktober, um die Karten zu bestellen. Ich registrierte mich brav vorab und stand schlag 10 Uhr an besagtem Tag an der virtuellen Kinokasse. Der Refresh-Button war kurz davor w.o zu geben, ehe ich es dann doch über den Log-In hinaus geschaffte habe. Knapp 72 Minuten später hatte ich alle Kinokarten in meinem virtuellen Einkaufskorb. Am Ende war ich dann doch etwas stolz, dass ich bis auf einen für alle Filme Karten erwerben konnte.

Meine persönliche Viennale-Premiere feierte ich mit dem Film “Carol”. Um kurz vor Mitternacht ins Kino habe ich es bisher nur einmal geschafft. Als Muttern vor vielen Jahren einmal in Wien zu Besuch war. Muttern schlief damals während des Films ein und schnarchte im Cineplexx Transdanubien gemütlich vor sich hin. Auch ich hatte zu solch später Stund’ – im letzten Filmdrittel von “Carol” – Probleme, meine Augen offen zu halten. Aber es ging. Kaugummi sei dank! Voller Begeisterung (und Müdigkeit) verließ ich knapp zwei Stunden später das Gartenbaukino und marschierte in die frostige Nacht. Mein zweiter Film war eine Dokumentation (Battles) von Isabelle Tollenaere. Ich habe noch nie so viele Menschen während des Screenings das Kino verlassen sehen. Ich blieb sitzen, konnte mir aber auf das Gesehene auch keinen

Reim machen. Manchmal grüble ich heute noch (vor allem beim Busfahren) über diesen Film nach. Mein dritter Film war Bambi in der Originalfassung aus den 1940er Jahren. Leider wurden wir Zuseher – der Saal im Filmmuseum war voll – vor der Ausstrahlung von Bambi mit einem Katzenfilm gequält. Ich war kurz davor mich aus Reihe 18 hinab zu stürzen. Ich kann nicht sagen was schlimmer war – der “Cat-Content” oder die Begleitmusik. Eine kombinierte Qual aus Querflöte und Klarinette. Ich konnte den Film in der gesehenen Kombination nicht ausfindig machen, aber wer auf Filme mit Katzen steht, hier bitte der Link dazu. Der neue Film von Woody Allen hat mich überrascht und mir den Vormittag des 02. Novembers sehr versüßt. Wer “Irrational Man” noch nicht gesehen hat – aktuell im Kino – sollte das schleunigst nachholen. Ich hätte nicht gedacht, dass eine Taschentaschenlampe am Ende über Leben und Tod entscheiden kann … Der Film “The Diary of a Teenage Girl” von Marielle Heller hat mich an einem Abend köstlich unterhalten, der eigentlich nicht so prickelnd begann. Der Film hat meinen Gemütszustand extrem empor gehoben. Gutes Drehbuch, gute Regie, schöne Kameraführung und eine Hammer Hauptdarstellerin (Bel Powley). Ich hoffe wir werden noch viel von Bel sehen. Mein letzter Film war wieder eine Matinée-Vorstellung – mein erster Viennale-Ausflug endete mit dem Film “Dope” von Rick Famuyiwa aus dem Jahr 2014. Story, Darsteller, Aufbereitung und Soundtrack sind einfach top.

Nach sechs bewusst ausgewählten Filmen (den Katzenfilm habe ich aus meinem Gedächtnis verbannt) kann ich sagen, Viennale, ich mag Dich. Schön, dass es Dich gibt. Und, vielleicht wird ja aus mir doch noch eine Cineastin.