#24 - Ich mache keinen Urlaub
In den letzten Tagen, bevor meine Reise, mein Abenteuer als Digital Nomadin begonnen hat, hatte ich eine sehr konkrete Vorstellung, wie mein erster Blogbeitrag dazu lauten würde. Ich habe dieses wohlige Kribbeln in meinem Körper genossen: 100 % Vorfreude. Ich habe mir keine Gedanken zu diesem Vorhaben gemacht. Es gab drei starke Bilder in meinem Kopf:
Ich im Auto.
Ich morgens um 6 Uhr im Neopren-Anzug mit dem Surfbrett Richtung Wasser.
Ich arbeitend mit Blick auf’s Meer.
Auf den letzten Metern vor der Abreise habe ich gemerkt, dass ich erst mal etwas klarstellen muss. Weil ich war und bin etwas irritiert: Darüber, dass mir 90 % meiner Freunde, Bekannten und Familie einen schönen Urlaub gewünscht haben. Ich war ein wenig verblüfft darüber, da ich den Eindruck hatte, mein Vorhaben durchaus gut beschrieben zu haben. Also fängt mein Blogbeitrag Eins somit mit einer Aufklärung an:
Ich mache keinen Urlaub. Mein Vorhaben hat zwar die Anmutung von Urlaub, ich arbeite aber normal weiter. Mein Job erlaubt es mir, dabei nicht in einem Büro sitzen oder in Wien sein zu müssen. Mein Büro kann überall und wird in den nächsten zwei Monaten an unterschiedlichen Orten sein. Denn zum Arbeiten genügen mir mein Laptop und eine Internetverbindung. Und das probiere ich jetzt einfach mal aus. Ich werde mein Büro auf Camping-Plätze, in Co-Working-Spaces und in Cafés verlegen. Ich lebe in meinem Auto und begebe mich in freien Minuten auf Erkundungs- und Entdeckungsreise. Und vielleicht hilft ja diese Erklärung weiter und gibt Aufschluss über mein Vorhaben. Ein für alle Mal:
„Ein digitaler Nomade (auch Internet-Nomade, Büronomade, urban nomad) ist ein Unternehmer oder auch Arbeitnehmer, der fast ausschließlich digitale Technologien anwendet, um seine Arbeit zu verrichten und zugleich ein eher ortsunabhängiges beziehungsweise multilokales Leben führt.“ (Quelle: Wikipedia)
Die ersten sieben Tage, die ersten 1100 Kilometer
Ich bin am Dienstag, 25. April gestartet. Von Wien ging es zu meinen Eltern ins Mostviertel. Gemäß meinem Vorhaben, am 26. April dieses Abenteuer zu starten, setzte ich mich um 12.16 Uhr ins Auto und startete den Motor. Der erste Stopp brachte mich ins idyllische Kusterdingen in Baden-Württemberg zu Cordula, Jörg und der Jungenstruppe: Jakob (10), Mio (8) und Joris (5). Cordula habe ich vor 18 Jahren in Irland kennengelernt, als wir beide Aupair in Westport (Co. Mayo) waren. Der Kontakt ist zwar in den Jahren immer wieder mal eingeschlafen, aber nie abgerissen. Am Samstag ging es dann nach Stuttgart zu Christian, Evelina und Vivien. Von hier aus machte ich mich sonntags (30. April) auf den Weg nach Overath in NRW zu Anne, Wanja, Karla und Baby Vincent. Gemeinsam eröffneten wir die Grill- und Tischtennissaison. Auch wenn das Wetter nicht so prickelnd war. Und nun, heute am Dienstag, 02. Mai 2017 sitze ich in Köln, gestrandet im Eco-Waschsalon auf der Zülpicher Straße 58 und tippe diese Zeilen. Bisher kannte ich Waschsalonszenen nur aus dem Fernsehen und verband damit eine romantische Vorstellung. In Echt fühlt sich das ähnlich an: Der Waschsalon ist ganz mein, die Maschinen brummen und ich mag die Ruhe hier gerade, die Momente des Alleinseins.
Die erste Woche ist also schon rum. Ich hoffe die verbleibenden Wochen auf dieser Abenteuerreise vergehen etwas langsamer. Denn ich habe noch ein paar Stationen vor mir und möchte die Zeit genießen. Ankommen und nach ein, zwei Tagen weiterziehen. Ich bin auf diesem Projekt ständig auf der Durchreise. Die Route ist grob geplant, die Orte nicht fixiert. Ich möchte mich treiben lassen und erleben, wohin der Weg mich bringt. Lediglich die Endstation ist fix: Lissabon. Aber daran möchte ich noch gar nicht denken. Zwischen jetzt und dann liegen einige Wochen und die werden gut werden. Ich weiß nicht, was am Ende dieser Reise steht. Es ist alles offen. Alles kann passieren, alles ist möglich. Und das ist ein Gefühl, dass ich seit langer Zeit endlich wieder fühle. Ich bin hier und ich bin bereit.
Noch 13 Minuten, bis die Wäsche fertig ist.