#26 - Warum ich das mache
Your browser doesn't support HTML5 audio
Die Strecken von A nach B waren bisher recht kurz. Ich hatte dennoch ausreichend Zeit um nachzudenken, weil ich keine konkrete Antwort habe, warum ich dieses Projekt mache. Die Frage wurde mir auch bisher nicht gestellt. Aber dennoch hat mich die Frage beschäftigt, warum ich mich aus meiner doch recht gemütlichen Komfortzone rausgewagt habe und mich dem sehr einfachen, reduzierten und minimalistischen Leben hingebe. Wo ich nicht ganz genau weiß, was jeder Tag bringen wird. Wo ich stets fremd bin und nur wenig Zeit habe, um anzukommen. Wo sich der mir zu Verfügung stehende Platz auf mein Auto reduziert bzw. die Fläche darum herum am Campingplatz.
Dieser Blogbeitrag ist also ein Versuch, mir selbst die Frage zu beantworten, denn Zugänge gibt es viele. Ich habe meine Gedanken gesammelt und bringe sie aufs digitale Papier um dabei zu reflektieren.
Eine Idee, die Wurzeln in meinem Kopf schlug
Juli 2016 in Portugal. Ich weiß noch, als wir von Praia do Guincho zurück ins Surfcamp Nice Way Hostel Cascais fuhren. Es war abends, die Sonne war kurz davor im Atlantik zu versinken. Wir fuhren vorbei an vielen VW-Bussen, die einfach an der Klippe ihr Nachtlager aufgeschlagen hatten. Was für eine grandiose Aussicht. Und da kam mir die Idee, warum nicht auch ich. Der Moment als die Idee begann Wurzeln in meinem Kopf zu bilden. Und begann zu wachsen.
Noch in Portugal zeichnete ich in mein Reisetagebuch eine Skizze einer möglichen Konstruktion für mein Auto, welche ich dann im August mit dem Tischler meines Vertrauens von Handgedacht.Wien bei einem Feierabendbier vor der Werkstatt besprach. Im Oktober war es so weit, mein Skoda Roomster bekam ein maßgeschneidertes Bett ins Innere gezimmert, welches aus modularen Elementen (drei an der Zahl) besteht, mit wenigen Handgriffen und ohne Werkzeug eingebaut werden kann.
Ab nun konnte die Idee beginnen an der Oberfläche zu wachsen und zu blühen.
Weil ich nun wieder bei mir bin
Nach meinem emotionalen Crash im Oktober 2014 dachte ich, dass ich nur ein, zwei Schräubchen in mir und meinem Leben nachstellen müsste, damit es mir wieder gut geht und ich wieder funktionstüchtig sein würde. Ich war naiv und dachte, maximal sechs Monate, wenn überhaupt und ich wäre wieder ganz die alte. De facto war es ein Heilungsprozess von zweieinhalb Jahren. Zwei Schritte nach vorne, einer zurück. Dieses Spiel wiederholte sich immer wieder. Manchmal musste ich wie bei Mensch-Ärgere-Dich-Nicht mehrere Schritte oder ganz an den Start zurück. Das waren jene Momente, in denen mein Körper mir signalisierte, es liegt noch viel Arbeit vor mir. Aus der Vergangenheit weiß ich, dass ich bei Schmerzen in den Bandscheiben, im Knie oder im Nacken aufpassen und loslassen muss. Dass dann etwas nicht stimmt und ich die ach so lieben Schräubchen nachstellen muss. Das vorerst letzte Schräubchen wurde im August 2016 nachjustiert. Und es klappte: Seither haben die Bandscheiben, die Knie oder der Nacken nicht von sich hören lassen.
Dass ich nun wieder bei und mit mir im Reinen bin, mein Herz wieder spüre, stärker und mutiger als jemals zuvor bin, zeigte mir meine Reise nach und durch Sri Lanka. Im Nachhinein weiß ich nun, dies war der Abschluss meines Heilungsprozesses. Er hätte besser nicht sein können.
Wenn alles anders kommt, als du denkst
Zu Beginn meiner 20er hatte ich den Traum, mit 28 Jahren Mutter zu sein und gesamt vier Kinder groß zu ziehen. Hat nicht geklappt. Etappen- und phasenweise war es frustrierend. Vor allem als sich um mich herum alle begannen zu verloben, zu heiraten, zu vermehren. Mittlerweile ist ein Teil meiner Freundinnen in der zweiten Runde Kinder angekommen. Und ich gönne es ihnen von Herzen. Aber ich beneide sie nicht mehr. Ich weine diesem Traum, dieser Vorstellung nicht mehr nach. Ich habe diese Vorstellung fürs erste losgelassen und begonnen mich um mich selbst zu kümmern. Träume nicht mehr nur zu träumen, sondern sie in mein Leben zu holen und zu realisieren. Dafür muss ich eigentlich auch all jenen Männern aus den letzten ein, zwei Jahren danken, mit denen es dann doch nicht geklappt hat. Denn als Single ist frau eher gewillt neue Wege zu beschreiten und mutig zu sein, als in trauter Zweisamkeit. Also, Danke vor allem an Joe und Sebastian, dass aus uns nichts wurde. Jetzt im Nachhinein betrachtet, mit dem heutigen Wissen über meinen Verbleib war es richtig, dass kein Uns entstand. Trotz der Schmetterlinge, der Romantik, dem Herzklopfen, aber auch ob der Tränen. Vielleicht wäre auch etwas Gutes aus einem Uns mit einem der beiden Herren geworden – wurde es aber nicht. Daher gibt es nichts zu bereuen. Alles ist richtig wie es ist. Am Ende bleibt immer nur die Zeit, die man miteinander geteilt hat.
Weil das Leben oftmals anders tickt
Ich hatte es nicht am Schirm Unternehmerin zu sein. Mein eigenes kleines Business. Es ist mir passiert. Ende 2012 wurde die Option konkret, am 08. Februar 2013 registrierte ich mein Unternehmen „birgit wagner ist frei e.U“. Ohne diesen Schritt in die berufliche Selbstständigkeit, ohne dieses große Wagnis, wäre es mir aktuell nicht möglich, diese Work-Life-Balance zu genießen. Und ich hab sie schon recht lieb gewonnen. Und verzichte dabei auf nichts. Das Leben ist kein Wunschkonzert, aber ich leiste meinen Beitrag, damit mein Leben bunt, vielfältig, abwechslungsreich und erinnerungswürdig ist.
Ich war in meinen 20ern nicht mutig, nicht abenteuerlich, sehr weit von jener Person entfernt, die ich heute bin. Mein Bedürfnis die Welt im Sturm zu erobern hielt sich damals in Grenzen, es war einfach kein Thema. Ich baute meine Karriere auf und legte in diesem Bereich los.
Aber ob der – vor allem in den letzten zwei, drei Jahren gemachten Erfahrungen, Einblicke, Möglichkeiten und Entwicklungen haben sich meine Vorstellungen verändert. Und ich bin abermals dankbar. Für eben diesen und alle weiteren Momente.