#28 - Stillstand, Frustration und die Frage, was …
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… man heute als Kunde eigentlich wert ist?
Eigentlich wollte ich in meinem nächsten, diesen Blogbeitrag über das Leben auf wenigen Quadratmetern, das Leben als Digitalnomadin in einen Skoda Roomster schreiben. Aber wie das Leben so spielt, kann manchmal alles anders kommen …
3700 Kilometer ging und lief alles richtig gut. Bis zu jenem Moment als zum ersten Mal im Skoda Roomster das EPC-Lämpchen und so ein Pumpensymbol aufleuchtete. Gefolgt von einem Hinweis am Display, besser eine Werkstatt aufzusuchen. Für diese Dinge hat man ja zum Glück den Schutzbrief vom ÖAMTC. Aber noch besser als der Schutzbrief wäre es, in Frankreich keine Autopanne zu haben. Vor allem auch nicht mit einer Automarke, die nicht französisch ist. Der Aufenthalt in Lacanau musste um insgesamt drei Nächte verlängert werden, weil die Werkstatt einfach nicht in die Gänge kam. Die Reparatur kostete mich 450 Euro, der reparierte Roomster war dann exakt 50 Kilometer einsatzbereit. Ehe das Spiel von vorne losging: EPC-Lämpchen, Pumpensymbol und Werkstatthinweis am Display. Ob ich diese Summe zurückbekomme wird sich noch weisen bzw. muss wohl erst die Frage beantwortet werden, ob diese Reparatur eigentlich erforderlich war und in Zusammenhang mit dem eigentlichen Problem steht.
Ich entschied mich beim zweiten Mal nicht wieder dem ÖAMTC zu aktivieren, der meinen Skoda in eine Citroen-Werkstätte bringen hat lassen, die meines Erachtens nach nur recht halbherzig an meinem Auto gearbeitet hat. Ich rief den Skoda-Notrufdienst. Denn ich kann ja auf die Mobilitätsgarantie zurückgreifen. Das war letzten Samstag um 10.52 Uhr. Es regnete. Ich rollte in einen Forstweg, um die Bundesstraße nicht zu blockieren. Und wartete. Fünf Stunden wartete ich. Die anfänglich vom Mitarbeiter beim Skoda-Notdienst angekündigten ein bis zwei Stunden wurden im dritten Telefonat dann auf sechs bis sieben Stunden geändert. Da war ich froh, dass ich zum einen keine Kinder oder Haustiere im Auto und zum anderen ausreichend Wasservorrat dabei hatte. Der Abschleppdienst kam. Und ich wurde abermals in die Werkstatt gebracht, die mein Auto so wahnsinnig gut repariert hat, dass es heiße 50 Kilometer geschafft hat. Trotz neuer Zündkerzen, neuer Zündspule und neuem Zündkabel.
Ab hier wird es jetzt besonders lustig, denn die nächste Skoda-Werkstatt ist in Bordeaux (knapp 30 Kilometer), aber da konnte mich der Abschleppdienst nicht hinbringen (gesetzlich geregelt!). Erst am Dienstag. Drei Tage später. War ja Pfingsten. Also fuhr ich mit dem notwendigsten an Gepäck mit dem Bus von TransGironde nach Bordeaux, in der Hoffnung, Dienstag Abend, mit meinem in der Skoda-Fachwerkstätte repariertem Auto weiterfahren zu können. Denn ich sollte heute Donnerstag in Porto sein.
Ich sitze aber noch immer hier in Bordeaux. Mittlerweile Tag Nummer sechs. Wer für den Kostenverlust aufkommt, der mir mittlerweile entstanden ist, weiß ich nicht. Fakt ist, dass die französische Werkstatt unfähig ist und auch der Skoda-Notrufdienst wenig Mittel zur Verfügung hat, um mir zu helfen. Oder Willen. Zumindest ist dies meine Eindruck. Denn, wenn ein Auto mit ausländischen Kennzeichen hier liegen bleibt, dann kann man davon ausgehen, dass man nicht hier ist, um Wurzeln zu schlagen. Ich bekomme vage Auskünfte, die Werkstätten sprechen nicht mit mir und wenn, dann nur Französisch.
Die Werkstatt, in welcher aktuell mein Auto steht ist unterbesetzt. Eine kleine Werkstatt mit demotivierten Mitarbeitern. Zu Informationen komme ich nicht über den Skoda-Notrufdienst sondern über Paul, der hier lebt und den ich aus meiner Zeit in Aachen kenne. Und ihm hat der Werkstattmitarbeiter eben nahe gelegt, nicht mehr anzurufen, sonst passiert gar nichts. Kundenservice und Freundlichkeit sind in meiner Welt anders definiert.
Obwohl mein Auto seit Dienstag mittags in der Werkstatt steht, wurde es erst gestern Nachmittag angesehen. Da spreche ich aber noch nicht von, die Motorhaube wurde geöffnet und erste Tests durchgeführt. Obwohl ich mehrfach in den Telefonaten mit der Notrufstelle erwähnt habe, dass a) eine Reparatur bereits erfolgte, aber eben nicht in einem Skoda-Betrieb und was getauscht wurde, ich b) hier nicht auf Urlaub bin und c) eigentlich heute um 14 Uhr 771 Kilometer weiter in Porto sein sollte, ist bisher nichts passiert. Mein Fall hat einfach keine Bedeutung, keine Dringlichkeit. Auch auf Hilfe von Skoda Österreich, dem Importeur, kann ich nicht zurückgreifen. Obwohl die Marketing-Abteilung im Vorfeld Interesse an meinem Projekt mit dem Roomster bekundet hat. Es ist ein Fail auf allen Ebenen. Auf meine Frage, worauf sich das Wort Not in Skoda-Notdienst bezieht, wurde mir mitgeteilt, dass es sich dabei lediglich auf die rasche Entfernung des betroffenen Fahrzeugs von der Straße handelt. Das Wort Not steht aber hier keinesfalls in Zusammenhang mit Notfall und Dringlichkeit.
Ich bin durch mehrere emotionale Phasen in den letzten Tagen gegangen. Bedingt durch Menschen, von denen ich abhängig bin, ohne sie jemals in meinem Leben persönlich kennengelernt zu haben. Als Kundin mit einem dringenden Problem, mit einem Notfall und mehrmaligen Appell an rasche Hilfe, lässt man mich hier in Bordeaux informationstechnisch verhungern. Und dies hinterlässt einen recht faden Beigeschmack, der das Image und die emotionale Verbindung mit der Marke gerade sehr trübt.
Ich bin mit jeder Phase meines Körpers Optimistin. Versuche diesem Schicksal etwas Positives abzugewinnen. Es gelingt mir in manchen Momenten besser, in manchen weniger gut. Vielleicht passiert ein Wunder und ich kann heute Abend weiterziehen. Die Sehnsucht wieder als Digitalnomadin unterwegs zu sein stillen. Es sind noch ein paar Stunden, vielleicht kriegen ja der Skoda-Notrufdienst, dessen französische Partner und schlussendlich am allerwichtigsten, die Werkstatt endlich ihren Arsch hoch. Bussi.