#34 - Ein Satz warmer Ohren...
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… und ein schweres Herz. Wie oft habe ich in den letzten Wochen daran gedacht, diesen Blogbeitrag zu schreiben. Wie oft schon, wollte ich in eben diesen letzten Wochen meine Digital Nomad-Playlist teilen. Diese Liste war ein work-in-progress auf meiner Projektreise durch Europa. Ich höre sie noch immer sehr gerne, weil ich dann sofort wieder in jenen Momenten bin, mit denen ich ein ganz besonders Gefühl, einen ganz besonderen Zustand der Schwerelosigkeit und einen ganz wesentlichen Lebensabschnitt verbinde.
Walking down memory lane
Als ich am Dienstag ins ORF Funkhaus spaziert bin, um dort im Studio von fm4 mit Elisabeth Scharang on air über mein Projekt „Digital Nomad“ zu reden, habe ich zur Einstimmung die Playlist gehört. Bin die Schönbrunner Straße bis zur Heumühlgasse und weiter zur Favoritenstraße und über die Taubstummengasse in die Argentinierstraße gewandert. Und während ich so marschiert bin, all diese wunderbaren Lieder gehört habe und die Emotionen wie ein reißender Gebirgsbach durch meinen Körper geflossen sind, muss ich wohl auch vor Freude, Glück und Dankbarkeit wie ein Atomkraftwerk gestrahlt haben. Die Blicke der entgegenkommenden Passanten oder der in den Gastgärten sitzenden Stadtbewohner waren wie ein Spiegel. Denn auch sie haben mich angelächelt. Vielleicht war ich aber auch einfach nur vor Aufregung in Trance und hab mir das alles eingebildet.
So oder so, nun ist der Tag gekommen. Ein Teil der Playlist wurde ja in der Sendung „Auf Laut“ schon preis gegeben. Hier nun die gesamte Liste mit jeweils einer kleinen Geschichte, wieso und warum dieses oder jenes Lied zu einem akustischen Begleiter von mir, der Digitalnomadin wurde.
Die gesamte Playlist ist auch über Spotify abzurufen: Digital Nomad by fraeuleingitte. Vorhang und Ohren auf.
Labi Siffre | A Little More Line
Pfingstsamstag und eigentlich hätte ich an diesem Abend in unmittelbarer Nähe zum Atlantik sitzen sollen. Aber das Schicksal hatte einen anderen Plan: Autopanne (schon wieder), eine Busfahrt nach Bordeaux, ein Hotelzimmer am Bahnhof und plötzlich dieses Lied.
Sechs Tage später, das Auto läuft wieder, ich galoppiere förmlich von Frankreich nach Spanien. Am 09. Juni 2017 um 19.38 Uhr bei Reisekilometer 4093 mit diesem Lied aus den Boxen komme ich in Spanien an.
The Lumineers | Gale Song
Ein permanenter Begleiter der gesamten Reise. Gerne auch als Sundowner. Und davor und dazwischen. Ich habe zu diesem Lied geträumt, geweint (vor Freude! vor Glück! vor Romantik! vor Euphorie!), gelacht, mich gefreut und mich immer wieder gefunden. Dieses Lied lässt mich fokussieren, es beruhigt und erdet mich.
MHD | Afro Trap pt. 8 (Never)
Es war Mai, eine enge Straße irgendwo im Nirgendwo der Normandie. Ich war planlos unterwegs, wollte nur rasch Kilometer machen und wieder in der Nähe des Atlantiks aufschlagen. Ein Wolkenbruch, eine Umleitung die mich zwei Mal im Kreis geführt hat und eine dunkle Straße. Und dann dieser Beat als Licht am Ende des Tunnels.
The Chainsmokers & Coldplay | Something Just Like This
Egal in welchem Land auf meiner Reise, egal auf welchem Radiosender, dieses Lied hat mich verfolgt, gestalkt. Und dann war da dieser Moment Ende Mai in der Nähe von Saint Palais sur Mer in Frankreich auf dem Weg vom Strand und vom Surfen zurück auf den Camping Platz. Es war kurz nach halb sieben Uhr abends, die Außentemperatur lag bei 34,5 Plusgraden. Und dann dieses Lied in einem recht ausgeglichenen glücklichen Moment. Und daher berechtigterweise auf der Playlist.
Asaf Avidan | Over My Head
Ein Lied für Streifzüge und Strandspaziergänge.
The Police | Message in a Bottle
Autopanne. Die zweite bzw. noch immer die Gleiche. Ein emotionales Schaumbad mit den Badezusätzen Euphorie und Frustration. Ich sitze fest in Bordeaux, dabei möchte ich doch schon längst über alle Berge sein. Gedanklich werfe ich eine Flaschenpost in die Garonne und hoffe auf einen Wink des Schicksals.
Mogli | Wanderer
Ganz zu Beginn meiner Reise in Köln. Reunion mit Jasmin, die ich in Sri Lanka kennengelernt habe und mit Karo und Björn, meinen lieben Nachbarn und guten Freunden aus Aachen-Zeiten. Wir gehen ins Kino zur Premiere des Films „Expedition Happiness“. Skeptisch und kritisch verlasse ich das Kino, finde die Inszenierung der beiden Reisenden im Film übertrieben. Die Geschichte von Felix und Selima dringt über den Soundtrack zu mir durch. Von da an bin ich mit dem Soundtrack im Ohr viele Kilometer an diversen Stränden spaziert. Der Soundtrack für Weltenbummler, Digitalnomaden – generell für alle auf Reisen.
Cigarettes After Sex | Starry Eyes
Die Band und ich haben uns bisher immer verpasst. Sie spielten am 26. April 2017 in Wien, ich bin am 25. April aufgebrochen. Ich habe mir einen Festivalpass für das Primavera in Porto gekauft, wo sie einen Auftritt hatten. Und habe das Festival wegen der Autopanne verpasst. Vielleicht ja im dritten Anlauf? So oder so, ganz verliebt in diese wohlige Musik und daher Durstlöscher für Gedanken auf der Reise.
The Drums | Let’s Go Surfing
Morgen, mittags, abends. Tagein, tagaus. Bitte. Danke.
Giant Rooks | New Estate
Dieser Song kam recht spät auf die Playlist. Möglicherweise erst auf dem Rückweg von Madrid nach Wien. Treibende Kraft auf langen Autostrecken.
Mura Masa, A$AP Rocky | Love$ick
Da bin ich jetzt überfragt. Das Lied hat aber dennoch seine Berechtigung und daher auch Platz auf dieser Playlist.
Stevie Wonder | Uptight (Everything’s Alright)
Nach sieben Tagen des Stillstands back on the road. Radio Nostalgi und ich auf dem Weg Richtung Spanien. Dieses Lied und ja, everything’s alright. Danke Stevie.
A R I Z O N A | Oceans Away
Jetzt wird es so richtig schmalzig. Aber irgendwie macht das Lied auf der Playlist Sinn. So richtig aber erst, als ich nach dem Ozean, dem Meer und dem See im Pool mit Blick auf die drei Zinnen in den Dolomiten starrte. Von unendlich viel Wasser auf ein in einem 6 x 25 Meter großen Becken reduziertes Destillat davon.
Adriano Celentano | Il Ragazzo Della Via Gluck
Auf der Rückreise, erste Station in Italien. Ich komme abends am falschen Campingplatz an. Das Auto parkt eher in einem Carport als einem zum Campen ausgerichteten Stellplatz. Am nächsten Morgen verabschiede ich mich um 7 Uhr morgens vom Meer und breche ins Landesinnere des Kontinents auf. Adriano fährt mit.
The Tallest Man On Earth | Love Is All
Der Regen klopft aufs Autodach. Ich bin auf der Seiseralm am Campingplatz. Graue Wolken bewegen sich über mir. Ich habe mich wehmütig in meinem Schlafsack verkrochen und stell mir die Frage: Muss ich wirklich zurück?
Das ist keine chronologische Reiseabfolge. Daher gibt es bei den Begründungen/Erzählungen zu den Liedern Sprünge. #justsayin