#1 - Damals in Indien

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Holy Cow, I am in India!

Im Dezember 2012 bin ich nach Indien gereist. Meine erste wirklich große Reise. Mein erste Backpack-Tour. In Neu Delhi traf ich J. Gemeinsam wollten wir Indien entdecken. Ich habe mich in den Wochen vor der Reise versucht, so gut wie möglich vorzubereiten – abseits von 4-fach-Impfung und Co. Ich habe mich auf Indien eingestimmt und kam mit einem guten Gefühl in Indien an. Wir kamen an, mit der Idee, das trotz der hohen Anzahl an Menschen, die Infrastruktur schon klappen wird. Daher haben wir vorab keine Züge gebucht. Wie denn auch, geht ja gar nicht. Hier schon der erste Unterschied – es ist nicht möglich aus Österreich aus, Züge zu buchen. Das System nimmt Dich da ganz schön auf die Schaufel, denn, du kannst schon die ganze Maske befüllen, bis hin zur Kreditkarte, aber dann geht es nicht weiter. Dann kommt die Mitteilung, dass nur in Indien registrierte Kreditkarten für die Zahlung genutzt werden können. Daran sollte die Reise aber nicht scheitern. Wussten wir doch, dass wir zu Beginn in Delhi bei meinem alten Bekannten Dalbir, den ich noch aus Ogilvy-Zeiten gut kenne, sein würden. Er würde uns helfen. Hätte auch fast geklappt, wenn wir nicht genau die Reisehochsaison der Inder selbst erwischt hätten. Die Schulen hatten für drei Wochen Ferien, alle Inder waren auf den Beinen. In Zügen. Unmöglich einen guten Platz zu reservieren – das Volk hatte diese schon besetzt. Irgendwie haben wir es über Dalbirs Reiseagenten dann doch geschafft und hielten stolz den Ausdruck für zwei Tickets von Delhi nach Jailsalmer in Händen.

Abends gingen wir mit Dalbir indisch essen. Ein Inder in Begleitung zweier weißer Frauen. Es gab viele Blicke im Restaurant und überall wo man uns sah auch. Das Essen war toll. Erstmals richtig indisch, großartig. Wir haben Thali gegessen und da bekommt man dauernd Nachschlag. Quasi All-You-Can-Eat. Da traut man sich nicht gleich abzuwehren, weil man schon pappsatt ist. Man ißt freundlich vor sich hin und lässt dann irgendwann den Inder eingreifen. Der regelt das dann schon. Am nächsten Tag sollte es also ganz in den Westen von Rajasthan gehen. Wir hatten alles gepackt.

Dalbir hatte uns einen Fahrer organisiert, der mit uns noch eine kleine Tour machte. Da war großartig. Wir aßen Ghee-Pudding im Gurudwara Bangla Sahib (toll!) und waren in der „Freitagsmoschee“ Jamal Masjid, am Markt und in der Stadt unterwegs, die kaum greifbar ist. Dann Bahnhof mit einer Riksha. Dem ganzen Gepäck in dem kleinen Gefährt. Vorm Bahnhof großes Chaos. Security Check. Mit unserem Ticket durften wir nicht rein. Wir sollen es umtauschen gehen, in Dokumente, mit denen wir den Bahnhof passieren dürften. Ging nicht, die Halle wurde frisch gestrichen. Und dann die Meldung, der Zug fährt nicht. Wir haben leider genau den Winter erwischt, wo es so kalt wie selten zu vor in Rajasthan war. Der Himalaya blockte den Schnee ab, der dichte Nebel zog aber ins Land und blockierte die Sicht. Die Züge konnten nicht fahren.

Momentaufnahme am Ghat in Varanasi

Momentaufnahme am Ghat in Varanasi

Been there. Seen it. The Great Taj Mahal.

Been there. Seen it. The Great Taj Mahal.

Chaos, Chaos, Chaos. Also ein Plan B. Wir ließen uns dann von jemanden anquatschen, der uns in ein kleines Tourist-Office brachte. Erst waren wir ja skeptisch, aber was sollten wir machen – wir hatten eine Reise durch Indien geplant. Keinen Aufenthalt in Delhi. Also checkten wir uns einen Fahrer und uns noch einmal für eine Nacht bei Dalbir ein. Bevor wir zu Dalbir fuhren gönnten wir uns Burger bei McDonalds (schmeckt auch in Indien wie in Europa), wir wussten ja, dass wir noch sehr viele Thalis essen würden. Am nächsten Tag um 10 Uhr ging es dann endlich los. Gut zehn Tage mit einem Fahrer: Bikaner – Jaisalmer – Jodphur – Ranakpur – Udaipur – Pushkar – Jaipur – Agra. Und dann mit dem Zug nach Varanasi – mit dem Flieger nach Mumbai und dann noch drei Tage Goa – Sonne(nbrand), Strand und verkeimtes Wasser. Mit dem Fahrer wurden wir nur lauwarm. Er ist ein Inder, wir sind Frauen. Wir haben nicht sehr viel zu melden, auch wenn wir zahlen. Es war für ihn ungewöhnlich, dass wir das Tempo und die Destinationen bestimmten. Er war auch überrascht, als wir ihm Schokolade gekauft haben. Und dann saß ein ziemlich glücklicher, Schokolade schmatzender Inder hinterm Steuer. Er schmatzt wirklich laut.

In Indien gehst Du als Frau hinter dem Mann. Nicht dicht neben ihn. Zwei Meter sollten es schon sein. Da ist es allerdings schwer sich zu unterhalten, vor allem wenn er derjenige ist, der Dir die Stadt erklärt. In Jaipur hatten wir einen Inder, der im Ausland lebte, hervorragendes Englisch sprach und sich westliches Benehmen angeeignet hat. Die indischen Männer können ziemliche Prolos sein. Sie grapschen gerne – dann empfiehlt es sich laut zu schreiben, dann ist es ihnen nämlich peinlich. Als Frau bist Du sehr wenig. Und sie lassen es Dich spüren.

Marktsituation in Pushka

Marktsituation in Pushka

Dennoch war die Reise durch Rajasthan und Uttar Pradesh der Knaller. Trotz kultureller Unterschiede, die einen hier in Europe den Kopf schütteln lassen. In Mumbai (ehemals Bombay) angekommen, spürten wir sofort die Unterschiede. Die Metropole ist westlich geprägt, viele Europäer, Australier, Amerikaner leben und arbeiten hier. Diese Vielfalt kann Orte wie Städte prägen. Zu dem davor Erlebten war dies 100 zu eins. Wir fühlten uns auch in Rajasthan wohl, aber Mumbai war uns näher. Weil es Ähnlichkeiten zum Bekannten, zum gewohnten Lebensumfeld gab. An unserem ersten Abend gingen wir in ein ganz tolles Hotel mit Rooftop und schlürften Cocktails. am Heimweg kamen wir an einem Park vorbei, in dem ein Fest gefeiert wurde. Wir stellten uns an das Zaungitter. Die Menschen sahen uns und plötzlich kamen viele traditionell und festlich gekleidete Kinder, nahmen J. und mich an der Hand und führten uns zu den vielen Menschen im Park. Und wir begannen zu tanzen. Indische Fotografen kamen auf uns zu, wir waren wir die Affen im Zoo. Genossen aber die Gastfreundschaft, den Rummel um uns. Es war ein Fest für Toleranz mit vielen Menschen. Nur die Frauen haben getanzt und gefeiert, die Männer haben sich um andere Dinge gekümmert. Es war toll. Die Kinder zeigten uns die Tänze. Von dieser Herzlich- und Großzügigkeit, dieser Geste und dem bunten Treiben war und bin ich heute noch schwer beeindruckt. Es war ein geniales Erlebnis, barfuß in Mumbai mit vielen Frauen und Kindern zu tanzen.

Dieser Blog-Beitrag ist im Rahmen meinen Studiums an der FH JOANNEUM in der Lehrveranstaltung „Inter- und Intrakulturelle Kommunikation“ entstanden.


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