#22 - Sri Lanka

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Sri Lanka

Zweieinhalb Jahre lang war ich mit dem Gedanken, nach Sri Lanka zu reisen, schwanger. Zweieinhalb Jahre habe ich diese Reise vor mir hergeschoben. Es gab immer etwas, dass wichtiger war. Aber dann habe ich beschlossen, diese Reise auf meiner persönlichen Prioritätenliste ganz nach oben zu stellen und hab den Flug gebucht.

Ich hatte Sehnsucht nach dem Gefühl von Leichtigkeit. Ich wollte gehen und ankommen. Ich wollte den Ozean rauschen hören und den Sand unter meinen Füßen spüren. Ich wollte entdecken, aufspüren und mich fallen lassen. Alle diese Sehnsüchte hat Sri Lanka gestillt. Mein Körper ist zurück, mein Kopf noch im Landeanflug. Ich bin noch nicht wieder bereit, hier zu sein.

Ich bin ein wenig im Zick-Zack-Verfahren über die Insel gestolpert. Nach meiner frühmorgendlichen Ankunft an einem Januar-Samstag bin ich mit dem Bus 187 vom Flughafen zur zentralen Busstation in Colombo gefahren. Von dort sind es nur ein paar Fußwegminuten zum Bahnhof Colombo Fort. Ein emsiges Treiben herrschte hier bzw. herrscht hier wohl die ganze Nacht. Mein Zug nach Hatton ging um kurz vor 9 Uhr. Ich war zu gleichen Teilen aufgeweckt und todmüde. Das Kommen und Gehen der Zugpassagiere hielt mich wach.
Mit dem Zug ging es zu meiner ersten Etappe auf dieser Reise: nach Delhouse, Ausgangspunkt für den Adam’s Peak (Sri Pada). Es war Pilgerzeit, tagsdavor Vollmond. Entsprechend überfüllt war Alles. Nach einer mehrstündigen Zugfahrt durch eine atemberaubende Landschaft ging es mit dem Bus von Hatton nach Delhouse. Meine Unterkunft war wenig gemütlich, ein Hauch von einer Baustelle. Aber es reichte fürs Erste und das Personal war sehr engagiert. Platt von der Anreise und in Hinblick auf das sehr zeitige Weckerläuten am nächsten Morgen ging ich zeitig ins Bett.

Um ein Uhr morgens holte mich der Wecker aus meinen Träumen. Ein flottes Frühstück und dann ging es los Richtung Adam’s Peak. Beim Kloster wartete ein Mönch, der mir ein weißes Band aus losen Fäden ums Handgelenkt schnürte und dabei eine Art Mantra sprach – und ich wünschte mir während dieser Zeromonie still etwas. Ich warf 1000 Rs als Spende in den Topf, trug mich ins Pilgerbuch ein und machte mich auf den Weg. 5200 Stufen wollten bezwungen werden. Ich war gut in der Zeit und hätte den Sonnenaufgang auf knapp 2200 Metern beim Tempel erlebt, wäre eben nicht Pilgerzeit und tagszuvor Vollmond gewesen. Der Sonnenaufgang war trotzdem schön, auch wenn ich diesen eingezwängt zwischen vielen anderen Pilgern erlebte. So stand ich aber die vermutlich letzten 1000 Treppen im Stau. Es dauerte fünf Stunden bis ich am Tempel angekommen war, meine Schuhe auszog und Buddha ehren konnte: niederknien, die Hände falten, die Daumen dabei an den Lippen und verneigen. Mit der Stirn dreimal die Treppe vor seiner Statue berühren, aufstehen und schnell weiter. Der Muskelkater war zum Glück nicht so schlimm, meine Waden fühlten sich dennoch an, als wären diese aus Stein.

Sonnenaufgang im Stau und am Weg zum Tempel am Gipfel des Adam Peaks

Sonnenaufgang im Stau und am Weg zum Tempel am Gipfel des Adam Peaks

Zugfahren in Sri Lanka - ein Highlight

Zugfahren in Sri Lanka - ein Highlight

Ich blieb noch einen Tag in Delhouse und nahm Montag um 8 Uhr den Bus zurück nach Hatton. Von Hatton mit dem Bus zurück nach Colombo – knapp fünf Stunden im Stehen verbracht, da nicht nur ich weiter wollte. Wieder am Bahnhof, in den Zug und weiter nach Matara. Die bisher genialste Zugfahrt. Der Ozean nur eine Armlänge entfernt. Ein Ticket in der zweiten Klasse reicht. Ich stand die gesamte Zugfahrt über an der offenen Tür, blickte hinaus und wollte keinen Moment woanders auf dieser Welt sein.

Meine erste richtige Etappe auf dieser Reise brachte mich ins Infinity Surfcamp von Leo und Jan. Direkt am Strand von Meddawatta in Matara gelegen, befindet sich diese kürzlich eröffnete Surf-Villa der beiden Deutschen, die einem das Ankommen leicht machen. Fünf wunderbare Tage, eine ganz feine Surf-Crew und eine äußerst entspannte Zeit. Mehr hatte es für mich nicht gebraucht. Ich war selig, glücklich und zufrieden. Im Nachhinein denke ich mir, ich hätte öfters ein Surfbrett im Camp schnappen sollen, aber dies ließ ich ob des Muskelkaters von meiner Adams Peak-Besteigung aus. Aber ich habe zwei Mal bei Mel auf der Dachterrasse von der Surf-Villa Yoga gemacht. Einfach Hammer! Ein Aufenthalt im Infinity Surfcamp bedeutet Tiefenentspannung und ist es jedenfalls wert einzukehren. Und das Essen hier! Göttlich!

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Für zwei Tage zog es mich nach Talalla. Nur rund elf Kilometer östlich von Matara. Ein sehr ruhiges Plätzchen. Für Alleinreisende meiner Meinung nach aber zu ruhig. Diesen Abstecher hätte ich mir sparen können. Ein Tagesausflug hierher reicht völlig, wenn man als Solo-Traveller unterwegs ist. Ich blieb weiter im Süden und in der Nähe des Ozeans. Ich zog weiter nach Mirissa, einer sehr lebhaften Kleinstadt, die sehr touristisch ist. Ich habe mich dennoch wohlgefühlt. Highlight war hier jedenfalls die Whale & Dolphin-Watching-Tour. Um kurz nach 7 Uhr morgens ging es mit dem Boot raus aufs Wasser. Wir tuckerten etwa eine Stunde herum ehe die ersten Delphine sich zeigten. Kurz darauf zeigten sich die Wale. Wir blieben gut zwei Stunden draußen bevor wir die Rückfahrt antraten – begleitet von einer größeren Gruppe von Delphinen. Der Moment, wo mich Mutter Erde sprachlos gemacht hat. Ich alles ausgeblendet habe und dankbar für diesen Moment, diese Erfahrung war.

#dogsofsrilanka

#dogsofsrilanka

Am 13. Tag meiner Reise machte ich mich mit dem Bus von Mirissa über Matara auf den Weg ins sogenannte Hill Country von Sri Lanka. Ein kompletter Reisetag stand bevor. Von Matara mit dem Bus nach Bandarawela (knapp sieben Stunden) und dann weiter nach Nuwara Eliya (knapp eine Stunde). Das Wetter drehte, die Temperaturen halbierten sich. Endlich machten das eingepackte Regencape und die warme Weste in meinem Gepäck Sinn. Denn Nuwara Eliya (Stadt des Lichts) liegt auf 1990 Metern Höhe und schafft es im Januar auf eine Maximaltemperatur von 20 Plusgraden. Ich stieg in einem Hostel ab und traf auf eine illustre Gruppe (2 Franzosen, 1 Deutsche, 1 Koreaner, 1 Dänin und 1 Chinesin). Gemeinsam ging es zum Abendessen und für umgerechnet zehn Euro wurde unsere Gruppe mehr als satt.
Tagsdarauf machte ich mich mit der Dänin und einem der Franzosen auf dem Weg zur Teeplanatage Pedro. Schwere Wolken hingen und Regen fiel vom Himmel. In der Teeplantage angekommen verzogen sich die Wolken und das Wetter wurde freundlicher. Wir marschierten weiter zum Wasserfall Lovers Leap und machten uns dann auf den Weg zurück in die Stadt. Denn wir (der Franzose und ich) wollten jedenfalls um 15.30 Uhr im Grand Hotel von Nuwara Eliya am „High Tea“ teilnehmen. Täglich werden in diesem 5-Sterne- Hotel Tee und kleine Köstlichkeiten serviert. Jeder kann kommen. Der Preis 1000 Rs ist völlig okay. Das Ambiente nobel und elitär. Aber es lohnt sich.

1000 Shades of Green

1000 Shades of Green

Teeernte in Nuwara Eliya

Teeernte in Nuwara Eliya

Von Nuwara Eliya machte ich mich auf den Weg nach Kandy (direkte Busverbindung). Das Wetter wurde wieder freundlicher. Ich stieg in einem Hostel ab, das unweit vom sogenannten Sacred Temple of the Tooth Relic liegt. In den Nebenstraßen gibt es ausreichend Möglichkeiten zu essen und einzukaufen. Ein tägliches Ritual von mir in Kandy war es, für 80 Rs auf einen Mixed-Fruit-Juice vis-á-vis des „International Information Center“ zu gehen. Kandy ist (neben der Hauptstadt Colombo) die sauberste Stadt, die ich in Sri Lanka erlebt habe. Mit der Mülltrennung und –entsorgung haben sie es ja nicht so auf der Insel. Müll wird generell überall entsorgt. Beim Busfahren aus dem Fenster, am Strand, in den Gassen. Dies ist vermutlich dem Fehlen von Mülleimern an den Straßen, in den Bussen, etc. und dem mangelnden Bewusstsein geschuldet.
Für meine letzte Reiseetappe wählte ich wieder den Zug. Von Kandy ging es um 15 Uhr mit dem Zug (2. Klasse, Fensterplatz) zurück nach Colombo. Die Zugfahrt dauerte knapp drei Stunden und führte mich wieder durch eine atemberaubende Kulisse. Ich könnte tagelang zug- und busfahren in Sri Lanka. Schon alleine wegen der etwa 1000 Shades of Green, die die Natur hier in der Landschaft ausbreitet. Die Begegnungen, die Aussichten, die Atmosphäre überraschen und beruhigen.

Wewurukannala Vihara, ein Tempel in Dikwella

Wewurukannala Vihara, ein Tempel in Dikwella

Die Hauptstadt habe ich Großteils zu Fuß erkundet und bin in den drei Tagen meines Aufenthalts dort einen gefühlten Marathon spaziert. Ausgangspunkt war mein Hostel in Colombo 7 (Bezirk „Cinnamon Gardens“). Die Stadt ist lebendig, aufgeschlossen und einfach zu entdecken. Sie lässt sich leicht aufspüren. Nur manchmal ging mir die Lautstärke der vielen hupenden Autos, Busse und Tuk-Tuks auf die Nerven. Morgens um halb 10 griff ich in Colombo nicht zum Knoppers sondern zur ersten Abkühlung. Die Temperatur ist zu dieser Zeit bereits auf knapp 30 Plusgraden. Der viele Asphalt und Beton heizt zusätzlich auf. Leider bin ich am Tag vor dem Unabhängigkeitstag (04. Februar) abgereist. Ich habe aber die Vorbereitungen zur Parade in Colombo miterlebt. Ein reges Treiben, alles wird grob auf Vordermann gebracht, damit alles für einen Tag lang perfekt ist. Vielleicht schaffe ich es ja 2018 mitzufeiern, wenn Sri Lanka den 70. Independence Day feiert …

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MEIN REISEFAZIT: I’ll be back. Asap.
Ich war gesamt drei Wochen unterwegs (Mitte Januar bis Anfang Februar). Sri Lanka kann man als Frau sehr gut und ohne Bedenken alleine bereisen. Ich folgte allerdings dem Ratschlag im Lonely Planet und hab mir einen Ehering angesteckt. Gesamt kam ich auf drei Ehemänner. Im Zweiwort-Englisch erklärte ich auf Nachfrage den Verbleib meines Ehemannes: Business, Colombo. Damit war das Thema meist vom Tisch.
Im Nachhinein betrachtet hätte ich meine Route etwas geschickter planen und das gesamte Landesinnere (Adam’s Peak – Nuwara Eliya – Kandy) in einem Aufwischen erledigen können. Dann wäre mehr Zeit für den Süden gewesen. Manchmal fühlte ich mich wie eine Kugel im Flipperautomaten ob des Auf und Abs, Hin und Hers. Andererseits war es auch nicht so schlimm, denn ich hatte ja drei Wochen Zeit und mir nicht allzu viele Etappen vorgenommen. Der Norden und Osten bleiben auf meiner Bucket-List, da zum Zeitpunkt meiner Anwesenheit Regenzeit war.
Ich habe meine Reise vorab nur grob geplant und lediglich den Aufenthalt im Infinity Surfcamp fix gebucht. Ich habe dann jeweils vor Ort die nächste Destination gebucht und so vermutlich auch etwas Geld gespart, da ich „low low budget“ unterwegs war.
Die Begegnungen mit den Menschen, oft nur ein Lächeln, sind herzerwärmend, freundlich und angenehm. Man hilft sich gegenseitig, tauscht ein paar kurze Sätze und zieht dann weiter. Ich hatte durchgehend positive Begegnungen, die diese Reise besonders gemacht haben.

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BIRGIT WAGNER – DHAL CURRY ZUM FRÜHSTÜCK
Morgens, mittags, abends. Und auch dazwischen. Dhal Curry bis zum Abwinken (überspitzt formuliert). Das Essen ist einfach, reich an Frittiertem, Gebratenem und Gebackenem.
In meiner Vorstellung war die Insel eine vegane Hochburg. Am zehnten Tag meiner Reise sattelte ich auf vegetarisch um. Ich wäre sonst zur Frutarierin mutiert und wollte auch nicht mehr hungrig sein.
Das beste Obst habe ich im Süden gegessen. Vier kleine Bananen und eine mittelgroße Papaya (die beste meines Lebens!) habe ich an einem kleinen Stand am Straßenrand in Mirissa gekauft. Für 80 Rs, also umgerechnet 49 Eurocent bzw. einem Hauch von Nichts.
Das beste Frühstück hatte ich im „Surf Sea Breeze“ in Mirissa: Coconut Sambol, Dhal Curry, Toastbrot, einen Teller Obst und eine Kanne Schwarztee.

WHAT TO SEE – MEINE EMPFEHLUNGEN

  • Adam’s Peak in Delhouse – 5200 Stufen rauf und wieder runter, am besten außerhalb der Pilgerzeit und wenn nicht gerade Vollmond ist/war.

  • Wewrukannala Raja Maha Viharaya in Dikwella – ein Vormittagsausflug ist die größte Buddha Statue Sri Lankas jedenfalls wert.

  • Meddawatta Beach in Matara – am besten mit einem mehrtägigen Aufenthalt im Infinity Surcamp bei Leo, Jan & Co verbinden.

  • Sri Dalada Maligawa (Sacred Temple of the Tooth Relic) in Kandy – anscheinend befindet sich hier im Schrein der linke Eckzahn Buddhas, der als Relique aufbewahrt wird.

  • Kandy Garrison Cementary in Kandy – ein wunderschöner kleiner Friedhof mit rund 100 Gräbern aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert.

  • Whale & Dolphin Watching in Mirissa – hier gibt es unterschiedliche Anbieter. Einfach online oder beim Guesthouse selbst checken.

  • Zugfahrt Colombo nach bestenfalls Ella – das ist die Main Line. Die Zugfahrt dauert in etwa gesamt neun Stunden. Auf ARTE gibt es eine schöne Doku dazu.

  • Busfahren in Sri Lanka – schon alleine wegen der Beschallung ein Muss.

  • National Museum & National Natural Museum in Colombo – nicht so sehr wegen der ausgestellten Objekte, aber vor allem die Art und Weise der Präsentation sind sehr unterhaltsam. Vor allem in National Natural Museum. Ganz großes Damentennis!

  • Viharamaha Devi Park in Colombo – ein toller Erholungsort! Unbedingt im Lak Café auf einen Mixed-Fruit-Juice einkehren. Und, die goldene Buddha Statue würdigen.

  • Sonnenuntergang im Galle Face Green in Colombo – wenn sich die Sonne abends in einen roten Ball verfärbt und in der Lakkadivensee abtaucht.

  • High Tea im Grand Hotel von Nuwara Eliyah – Veganer müssen hier eine Ausnahme machen.

WHAT NOT TO DO – MEINE EMPFEHLUNGEN

  • Sich nie mit dem Rücken zugewandt vor einer Buddha Statue abfotografieren lassen.

  • Sich als Frau nicht ohne Fake-Ehering in Sri Lanka bewegen und wenn doch, schon vorab eine Story über den fehlenden Ehemann zurecht legen.

  • Sich nicht in ein Tuk Tuk setzen ohne vorab den Preis abzusprechen.

  • Sich nicht auf Leute einlassen, die einem ungefragt eine Führung durch z.B. einen Park geben. Am Ende halten sie die Hand auf und wollen Geld.

  • Sich mit unbedeckten Schultern und nackten Beinen auf Tempelerkundungstour begeben.

  • Sich abends ohne Stirn-/Taschenlampe rausbegeben. Es gibt Großteils eine nur sehr spärliche Straßenbeleuchtung. Als Frau alleine abends unterwegs habe ich auch (eigentlich egal wo ich bin) immer eine Trillerpfeife dabei.

  • Und, Zugtickets am besten vorab besorgen. Entweder direkt am Bahnhof, wenn die Weiterreise erst ein, zwei Tage später ist oder über eine Reiseagentur, wie diese hier z.B. Meines Erachtens nach reicht es, in der zweiten Klasse zu reisen. Von der ersten Klasse war ich auf meiner Zugfahrt Colombo Fort nach Hatton recht enttäuscht. Generell gilt, dass Zugtickets erst zehn Tage vor Fahrtantritt gebucht werden können. Unbedingt dazusagen, wenn man einen Fensterplatz haben möchte!

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